Einführung
Welche Probleme müssen behoben werden? Aus welcher Perspektive kommt die Lösung, also was soll sie leisten? Und was sind die wichtigsten Definitionen und Begriffe für diese Lösung?
1. Ausgangspunkt und Probleme:
Welche zentralen Probleme im heutigen Geldsystem sollen mit dieser Lösung gelöst werden?
Unser Geldsystem hat zwei Kernprobleme: Die Geldordnung taucht erstens in der politischen Wahrnehmung der meisten Bürger:innen und dementsprechend auch in den gesellschaftlichen Willensbildungsprozessen kaum auf, weil Geld ideengeschichtlich als politisches Gestaltungsthema verdrängt wurde; die traditionelle Volkswirtschaftslehre hat es als neutrales Funktionselement von Märkten verklärt (Depolitisierung des Geldes). Aufgrund dieser Verdrängung konnte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine umfassende Privatisierung und damit Kommerzialisierung der Geldschöpfung legitimiert und rationalisiert werden, die privaten Banken große Macht eingeräumt hat. Die rein kommerziellen Zwecken unterworfene Geldproduktion hat zu wachsender Verschuldung und Ungleichheit, zu Instabilität und Umweltzerstörung beigetragen.
2. Voraussetzungen:
Welche wirtschaftlichen, politischen, sozialen oder reformerischen Bedingungen müssen erfüllt sein, um diese Probleme zu lösen?
Die wirkliche Geschichte monetärer Ordnungen und monetärer Konflikte muss in das Allgemeinwissen einwandern, das von vagen Modellvorstellungen traditioneller Volkswirtschaftslehrbücher dominiert wird.
3. Ziele:
a) Welche großen Ziele werden mit der Lösung angestrebt?
Die historische Erfahrung hat gezeigt, dass eine reinen Profitinteressen überlassene Produktion des Geldes zu einer Entkopplung von Geldwachstum und Wohlstandswachstum, zu Finanzinstabilität und zu zunehmender Ungleichheit geführt hat. Deswegen müssen wir zu einer politischen Steuerung der Geldproduktion zurückkehren, die in der Vergangenheit schon erprobt wurde. Das bedeutet erstens, die Zentralbanken nicht mehr vornehmlich Banken der Banken sein zu lassen, sondern sie wieder stärker zu Banken des Staates zu machen, also ihre Geldschöpfung in den Dienst fiskalischer Spielräume zu stellen; und zweitens, die Geldschöpfung privater Banken einem Regulationsregime zu unterwerfen, dass demokratisch gewählten Gremien die Möglichkeit gibt, auf die geschöpfte Menge, vor allem aber den Zweck der Geldschöpfung Einfluss zu nehmen.
b) Welche Unterziele werden zur Erreichung der großen Ziele angestrebt?
- keine Antwort -
4. Definition und Bezugstheorien
a) Wie wird "Geld" in diesem Kontext definiert?
Ich definiere Geld als eine soziale Institution der Erzeugung und Verwaltung von generalisierten Gläubiger:innenpositionen. Solche Positionen erlauben es, in einer bestimmten Währung denominierte Schulden zu tilgen. Geld war und ist kein „Ding“, selbst dann nicht, wenn man die Zahlungsmittel aus einem wertvollen Material wie Gold herstellt. Es ist immer eine soziale Institution, die es erlaubt, Rechnungen zu begleichen. In unserer modernen Geldordnung haben Bankschulden eine Schlüsselrolle übernommen: Um zahlungsfähig zu werden, muss man Gläubiger:in einer Bank werden. Das funktioniert, weil die Bank des Staates (die Zentralbank) und der Staat selbst als Gläubiger und Schuldner diese Institution unterfüttert und absichert. In diesem Sinne ist Geld ein öffentliches Gut – eine Infrastruktur.
b) Gibt es spezifische Merkmale oder Eigenschaften des Geldes, die in dieser Lösung betont werden?
Was wir heute Geld nennen, ist ein hierarchisches Geflecht aus Schuldbeziehungen, die nicht „erwirtschaftet“, sondern durch die Vergabe von Krediten reproduziert werden. Kollektive Kredite – also: Staatsschulden – spielen hier eine entscheidende Rolle. (Nicht nur) das macht aus unserem Geld eine öffentliche Infrastruktur in privaten Händen.
c) Gibt es spezifische Termini oder neue Konzepte, die in dieser Lösung verwendet werden und erklärt werden müssen? Welche relevanten Bezugstheorien oder Ansätze beeinflussen diese Lösung?
Kredittheorien des Geldes.
Die Lösung
Warum baue ich die Lösung so, um die geschilderten Probleme lösen zu können? Wie werden das neue Geld, seine Institutionen und damit das neue Geldsystem gestaltet und wie trägt es so zur Erreichung der Zielstellung bei?
5. Die Lösung:
a) Geldschöpfung: Wie wird das Geld geschaffen und in Umlauf gebracht?
Von Zentralbanken und Privatbanken, aber bei Bedarf nach fiskalischen – also haushaltspolitischen – Vorgaben.
b) Deckung: Wodurch ist das Geld gedeckt?
Ich halte „Deckung“ nicht für ein sinnvolles Konzept. Zumeist bleibt vage, was damit adressiert wird.
c) Geldmenge: Wie wird die Geldmenge kontrolliert und reguliert?
Prinzipiell bleibt sie Nachfragegesteuert. Die Lehre des Privatisierungsexperiments der vergangenen Jahrzehnte lautet: Nicht die Menge des Geldes muss reguliert werden, sondern wofür es produziert wird. Die privatisierte Geldproduktion der vergangenen Jahrzehnte hat vor allem für die Kapitalmärkte produziert, nicht für allgemeines Wohlstandswachstum.
d) Kredit und Schulden: Wird Geld weiterhin durch Kredit erzeugt? Gibt es in Fällen Zins und Zinseszins?
An der heutigen Konzeption ändert sich hier nichts.
e) Finanzmärkte: Wo liegt die Notwendigkeit von Kapital-, Devisen- und Aktienmärkten?
An der heutigen Konzeption ändert sich hier nichts – diese Fragen gehen über die Geldordnung hinaus.
f) Kapitalakkumulation: Ist es weiterhin möglich aus Geld mehr Geld zu machen? Wie entsteht Profit? Und braucht es weiterhin Eigenkapital?
Diese Fragen gehen über die Geldordnung hinaus.
g) Ökonomische Bewertung: Weiterhin BIP? Wie werden ggf. sozial-ökologische Kriterien definiert und kontrolliert?
Diese Fragen gehen über die Geldordnung hinaus.
h) Zentralbanken: Was ist die Rolle der Zentralbank(en)?
Stabilisierung öffentlicher Finanzen ebenso wie Stabilisierung des Geld- und Finanzsystems, das sind eben potenzielle Zielkonflikte, die man aushalten muss. Sie spielen also weiterhin die Rolle, die sie auch heute spielen, nur würden sich Regierungen wieder einen exklusiven Zugang zu „ihrer“ eigenen Bank gestatten, um selbst über den Eintritt des Geldes in den Wirtschaftskreislauf mitbestimmen zu können (also, wofür neues Geld geschaffen wird.)
i) Banken & Finanzinstitute: Welche Rolle spielen Banken oder andere Institutionen in diesem Geldsystem?
Im Prinzip dieselbe wie jetzt, sie sorgen für Kapital- und Liquiditätsverteilung, Vermögensanlage, Zahlungsabwicklung.
j) Regulierung: Braucht es weiterführende Regulierung in der Lösung? Was ist mit bestehender Banken- und Finanzmarktregulatorik?
Müsste man wohl ausbauen und international besser koordinieren, ist aber alles nicht so einfach in der Praxis.
Größerer Kontext
Unsere Gesellschaft und auch die Zukunft des Geldes bewegen sich in einem Spannungsfeld von grundsätzlichen Fragen. Wie verhält sich oder bettet sich die Lösung in diese Marko-Fragen?
6. Demokratie, Ökonomie, Ökologie und Gesellschaft
a) Wie wichtig ist die Demokratisierung der Gesellschaft für die Lösung und gibt es konkret vorgeschlagene Maßnahmen dafür?
- keine Antwort -
b) Marktwirtschaftliche Prinzipien werden beibehalten?
Na klar, bloß dosierter. Märkte können bestimmte Ressourcen und Produkte gut verteilen, andere nicht so gut – wie beispielsweise Geld.
c) Wird die heutige Rolle des Eigentums in einer Form angetastet?
Nein.
d) Wird die zunehmende Digitalisierung & Automatisierung in der Lösung berücksichtigt?
- keine Antwort -
e) Wo ist die Lösung auf einer Achse von Zentralisierung-Dezentralisierung (Staat vs. Privat) anzusiedeln?
Zentralisierung.
f) Welche Rolle nimmt die „ökologische Frage“ in der Lösung ein?
Es geht mir um formale/institutionelle Bedingungen, nicht inhaltliche Vorentscheidungen.
g)Wie steht die Lösung zur Wachstumsfrage und dem Gebot, immer weiter wachsen zu müssen?
Agnostisch.
Ausblick
Wo liegen Problemfelder für die Lösung und wie kann eine erfolgreiche Transformation gelingen?
7. Potentielle Problemfelder der eigenen Lösung:
Jede in die Zukunft projizierte Idee und Lösung, besonders dieser Tragweite, bewegt sich im Unbekannten.
a) Welche Risiken oder negative Auswirkungen, könn(t)en bei der Lösung auftreten?
Demokratische Gemeinschaften könnten mit der Aushandlung von Kompromissen zur Geldproduktion überfordert sein, weil das nicht nur bedeuten würde, immer mehr Geld zu erschaffen, sondern auch Restriktionen zuzustimmen, etwa wenn die Wirtschaft inflationär zu überhitzen droht.
b) Gibt es Themen, die in der Lösung kaum behandelt bzw. stark vernachlässigt? Wenn ja, warum?
Natürlich, die allermeisten Themen werden ausgeblendet.
8. Transformation:
Gibt es konkrete Empfehlungen für die Implementierung oder weitere Forschung? Gibt es Schritte oder Maßnahmen, die ergriffen werden müssen, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten?
- keine Antwort -