Einführung
Welche Probleme müssen behoben werden? Aus welcher Perspektive kommt die Lösung, also was soll sie leisten? Und was sind die wichtigsten Definitionen und Begriffe für diese Lösung?
1. Ausgangspunkt und Probleme:
Welche zentralen Probleme im heutigen Geldsystem sollen mit dieser Lösung gelöst werden?
Zu den zentralen Problemen, die gelöst werden müssen, um der Menschheit ein auskömmliches Leben auf unserem Planeten zu sichern, gehört das Wieder-Ingangbringen der zerstörten natürlichen Kreisläufe.
2. Voraussetzungen:
Welche wirtschaftlichen, politischen, sozialen oder reformerischen Bedingungen müssen erfüllt sein, um diese Probleme zu lösen?
Grundvoraussetzungen für das Gelingen einer langfristig wirksamen Geldreform ist ein radikaler Vermögensschnitt, durch den alle nicht für den Warenumsatz benötigten Guthaben und sowie entsprechende Schulden getilgt werden. Ziel ist es, alle Elemente der heutigen Geldordnung zu beseitigen, die einen kontinuierlichen Geldfluss stören.
Die bestehende ökonomische und politische Ordnung muss zusammenbrechen, so dass im Machtvakuum eine neue Ordnung errichtet werden kann. Es muss ein politischer Akteur entstanden sein, d.h. eine handlungsfähige Organisation, die bereit und in der Lage ist, das Reformpaket konsequent umzusetzen.
Die Maßnahmen müssen in der Lage sein, einen totalen Zerfall der Ordnung schnell einzudämmen. Dazu muss vor allem die Versorgung mit Nahrungsmitteln in der Krise organisiert werden.
3. Ziele:
a) Welche großen Ziele werden mit der Lösung angestrebt?
Ziel der Geldreform ist es, monetäre Voraussetzungen zu schaffen, um die aktuellen sozialen und ökologischen Probleme lösen zu können. Indem die Geldversorgung der Wirtschaft vom Profitstreben befreit wird, steht ausreichend Geld zur Bezahlung notwendiger und sinnvoller Arbeit zur Verfügung, denn sobald Kapitaleinkommen verschwinden, werden Arbeitseinkommen steigen. Durch konsequente dezentrale demokratische Mitsprache bei der Kreditvergabe werden zugleich Grundlagen für ein demokratisches Staatswesen geschaffen.
b) Welche Unterziele werden zur Erreichung der großen Ziele angestrebt?
Indem die Geldmenge kontinuierlich an die Warenwertmenge angepasst und der Geldfluss kontinuierlich durch Kopplung privater Geldhaltung an private Konsumausgaben gesichert wird (siehe 1c) wird die Kaufkraft des Geldes dauerhaft stabil gehalten. Das Organisieren eines Geldkreislaufes ohne Wachstumszwang schafft wesentliche Voraussetzungen dafür, die heute gestörten natürlichen Kreisläufe (Wasserkreislauf, Stoffkreislauf, Energiekreislauf…) zu schließen und so zu stabilisieren.
4. Definition und Bezugstheorien
a) Wie wird "Geld" in diesem Kontext definiert?
Geld ist ein Tausch- bzw. Kaufmittel für Waren und kann als vollständig durch Waren gedeckter Warenbezugsschein auch zum Verrechnen von Dienstleistungen genutzt werden.
b) Gibt es spezifische Merkmale oder Eigenschaften des Geldes, die in dieser Lösung betont werden?
Auch das Geld der Zukunft soll als Kreditgeld entstehen, da es so den Kreislauf des Werdens und Vergehens der Waren fortgesetzt mitvollziehen kann.
Besitzeigentum vereint Eigentumsrechte und Besitzpflichten. Warengeld ist konsequent an die Warenwertmenge gekoppelt.
c) Gibt es spezifische Termini oder neue Konzepte, die in dieser Lösung verwendet werden und erklärt werden müssen? Welche relevanten Bezugstheorien oder Ansätze beeinflussen diese Lösung?
Der Sichtfreibetrag legt fest, wie viel Geld im Verhältnis zum monatlichen Durchschnittskonsum ohne Abzüge zur ständigen Verfügung gehalten werden kann und der Sparfreibetrag, wie viel Geld ohne Abzüge gespart werden kann.
Das Warengeld folgt Pierre-Joseph Proudhons Verrechnungsgeldidee sowie der Schweizer WIR-Bank und entwickelt Silvio Gesells Idee, dass der Wert des Geldes genauso wie der, der Ware schwinden muss, weiter. Das Steuerkonzept folgt dem single-tax-Programm von Henry George.
Die Lösung
Warum baue ich die Lösung so, um die geschilderten Probleme lösen zu können? Wie werden das neue Geld, seine Institutionen und damit das neue Geldsystem gestaltet und wie trägt es so zur Erreichung der Zielstellung bei?
5. Die Lösung:
a) Geldschöpfung: Wie wird das Geld geschaffen und in Umlauf gebracht?
Geld entsteht im Einzelhandel im Zusammenhang mit dem Wareneinkauf und dem Bezahlen der Vertriebskosten und kommt so als Kaufkraft in Umlauf.
b) Deckung: Wodurch ist das Geld gedeckt?
Geld ist stets vollständig durch Waren im Einzelhandel gedeckt.
c) Geldmenge: Wie wird die Geldmenge kontrolliert und reguliert?
Banken kontrollieren die Geldmenge durch Inventuren im Einzelhandel und werden ihrerseits durch eine staatliche Clearingstelle kontrolliert. Differenzen zwischen Geld- und Warenwertmenge werden durch Warenpreissenkungen oder Geldvernichtung auf Warenwertberichtigungskonten korrigiert.
d) Kredit und Schulden: Wird Geld weiterhin durch Kredit erzeugt? Gibt es in Fällen Zins und Zinseszins?
Warengeld entsteht durch Kredit. Die Kosten des Geldsystems (Betriebskosten der Banken und Sparkassen) werden als Kontogebühren von allen bezahlt. Um Sparvolumen und Kreditnachfrage für Investitionen bzw. vorgezogenen Konsum aufeinander abzustimmen, zahlen die Sparkassen (die den Verleih von Spargeld organisieren) ggf. Sparzinsen. Banken und Sparkassen erheben von Kreditnehmenden Kreditzinsen in Höhe der Risikoprämie (ca. 1%). Zinseszins kann nicht entstehen, weil die Geldhaltung an die Konsumausgaben gekoppelt und so begrenzt ist.
e) Finanzmärkte: Wo liegt die Notwendigkeit von Kapital-, Devisen- und Aktienmärkten?
Finanz- und Kapitalmärkte erfüllen keine notwendige Funktion, da Geld für Investitionen (Kapital) durch echten Geldverleih der Sparkassen bereitgestellt werden soll. Sie sollen möglichst geordnet abgewickelt werden, um das Geld der „kleinen Leute“ zu sichern.
f) Kapitalakkumulation: Ist es weiterhin möglich aus Geld mehr Geld zu machen? Wie entsteht Profit? Und braucht es weiterhin Eigenkapital?
Ohne Finanzmarkt und käufliche Eigentumsrechte bietet nur Kunst die Möglichkeit aus Geld mehr Geld zu machen. Falls die Regeln zur Kopplung der privaten Geldhaltung an den privaten Konsum nicht ausreichen, private Geldakkumulation zu begrenzen, müssen ggf. ergänzende Regelwerke geschaffen werden.
Da die drei Produktionsfaktoren Arbeit, Boden und Produktionsmittel nicht mehr mittels Eigenkapital finanziert werden müssen, entfällt die Notwendigkeit Eigenkapital zu bilden. Infolgedessen entfällt jeder Profitbedarf und somit der Ursprung des Profitstrebens. Wegen der fehlenden Finanzmärkte, der Änderung des Eigentumsrechts und der Kopplung der privaten Geldhaltung an den individuellen privaten Konsum ist es auch kaum möglich Profit zu machen. Damit entfällt auch der Ursprung der Profitgier.
g) Ökonomische Bewertung: Weiterhin BIP? Wie werden ggf. sozial-ökologische Kriterien definiert und kontrolliert?
Ökologische Standards sollen durch eine Umweltsteuer gesichert werden, die zur Finanzierung einer Recyclingwirtschaft verwendet wird. Auch muss der Staat in Kooperation mit den Unternehmen Arbeitskräfte für neue Aufgaben zu schulen und ggf. Arbeitszeitverkürzungen beschließen.
h) Zentralbanken: Was ist die Rolle der Zentralbank(en)?
Die Zentralbank wird in eine Clearingstelle umgewandelt, deren Aufgabe es ist, Banken und Sparkassen zu kontrollieren und deren Risikorücklagen für eventuell notwendige Wertberichtigungen zu verwalten. Sie erfasst gesamtwirtschaftlich auch Sparvolumen und Kreditbedarf und leitet daraus Empfehlungen für Sparzinsen ab.
i) Banken & Finanzinstitute: Welche Rolle spielen Banken oder andere Institutionen in diesem Geldsystem?
Banken schöpfen gemeinsam mit dem Einzelhandel Geld und versorgen die Wirtschaft so mit Tauschmitteln. Die Sparkassen verwalten die durch die Geldschöpfung der Banken entstandenen Sicht- und Sparguthaben und Verleihen Spargeld für Investitionen oder vorgezogenen Konsum. Gemeinwesen haben als Sparende beim Geldverleih Mitspracherecht.
j) Regulierung: Braucht es weiterführende Regulierung in der Lösung? Was ist mit bestehender Banken- und Finanzmarktregulatorik?
Da es keine Finanzmärkte mehr geben darf, sind für diesen Bereich weder Regeln noch Kontrollinstanzen notwendig.
Größerer Kontext
Unsere Gesellschaft und auch die Zukunft des Geldes bewegen sich in einem Spannungsfeld von grundsätzlichen Fragen. Wie verhält sich oder bettet sich die Lösung in diese Marko-Fragen?
6. Demokratie, Ökonomie, Ökologie und Gesellschaft
a) Wie wichtig ist die Demokratisierung der Gesellschaft für die Lösung und gibt es konkret vorgeschlagene Maßnahmen dafür?
Die Demokratisierung der Gesellschaft ist keine Voraussetzung für diese Geldreform. Eine wirkliche Demokratie kann erst nach einer umfassenden Geldreform gelingen, d.h. nach einer Geldreform, die die Hypervermögen auflöst und der Neubildung großer Privatvermögen jede Notwendigkeit und Möglichkeit entzieht.
b) Marktwirtschaftliche Prinzipien werden beibehalten?
Marktwirtschaftliche Prinzipien können in einem Warengeldsystem endlich umfassend und grundsätzlich wirksam werden, weil Geld nur noch reines Tauschmittel für Waren und nicht mehr auch Kaufmittel für Eigentumsrechte und Vermögenswerte ist.
c) Wird die heutige Rolle des Eigentums in einer Form angetastet?
Eigentum wird wieder an Besitzrechte gekoppelt und dadurch begrenzt. D.h. Kapitaleigentum (Eigentum ohne Besitzpflichten) wird (sozial verträglich, d.h. durch Ablösung mittels Rente) an die jeweils Besitzenden übertragen.
d) Wird die zunehmende Digitalisierung & Automatisierung in der Lösung berücksichtigt?
Digitalisierung schafft keine Waren, hilft aber Prozesse zu steuern. Automatisierung und Digitalisierung sparen menschliche Arbeit, werden also zu Preissenkungen und mehr Freizeit führen. Das Bildungswesen muss Menschen darauf vorbereiten, Freizeit sinnvoll zu nutzen. Der Staat muss Strukturen für gemeinsame Freizeitaktivitäten schaffen, u.a. Räume zur Verfügung stellen und Vereinsstrukturen fördern.
e) Wo ist die Lösung auf einer Achse von Zentralisierung-Dezentralisierung (Staat vs. Privat) anzusiedeln?
Die Wirtschaft soll privat, d.h. marktwirtschaftlich und möglichst regional organisiert und Geld dezentral geschöpft werden. Der Staat muss die Regeln zum Steuern der Geldmenge und des Geldflusses durchsetzen, was durch strikte Gewaltenteilung zwischen privat organisierter und staatlich kontrollierter Geldschöpfung möglich ist.
f) Welche Rolle nimmt die „ökologische Frage“ in der Lösung ein?
Da für Investitionen kein Geld mehr geschöpft, sondern Spargeld verliehen wird, muss nicht immer neu gebaut werden, um die Wirtschaft mit Geld zu versorgen. Das Fehlen des Investitionszwanges und des Profitstrebens (kein Eigenkapitalbedarf, keine Börsen) ermöglichen einen schonenden Umgang mit Natur, Boden und Ressourcen.
Die Notwendigkeit ökologische Probleme lösen zu können, was heute an monetären Zwängen des Geldsystems scheitert, ist ein wesentlicher Auslöser für die hier vorgeschlagene Reform des Geldsystems und des Eigentumsrechts.
g)Wie steht die Lösung zur Wachstumsfrage und dem Gebot, immer weiter wachsen zu müssen?
Da im Kreditgeldsystem die Profite von heute nur die Schulden sind, die morgen erst zurückgezahlt werden müssen, erfordert das heutige Streben nach fortgesetztem Geldvermögenswachstum eine entsprechende fortgesetzte Ausweitung der Schulden. Immer neue, immer größere Geldschulden erzwingen heute Wirtschaftswachstum.
Indem jeder Eigenkapitalbedarf aufgelöst wird, entfällt die Notwendigkeit Geldvermögen über den privaten Konsumbedarf hinaus zu bilden. Damit entfällt jeder Profitbedarf und zugleich die Ursache des heutigen Zwangs zu ständigem Geldmengenwachstum.
Nach einer Geldreform, die die Notwendigkeit und die Sinnhaftigkeit von Profit auflöst, verschwindet mit dem Profitstreben auch jeder Zwang zu Wirtschaftswachstum. Der Dokumentarfilm Oeconomia versucht verständlich zu machen, dass die Geldmenge und infolgedessen auch die Wirtschaft wachsen müssen, um Profit (wachsende Geldvermögen) zu ermöglichen. Der Wachstumszwang verschwindet daher durch Beseitigen der Ursachen für Profitstreben.
Ausblick
Wo liegen Problemfelder für die Lösung und wie kann eine erfolgreiche Transformation gelingen?
7. Potentielle Problemfelder der eigenen Lösung:
Jede in die Zukunft projizierte Idee und Lösung, besonders dieser Tragweite, bewegt sich im Unbekannten.
a) Welche Risiken oder negative Auswirkungen, könn(t)en bei der Lösung auftreten?
Das Warengeldkonzept muss konsequent umgesetzt werden. Eine Geldreform ohne Reform des Eigentumsrechts ist auf lange Sicht genauso zum Scheitern verurteilt, wie eine Reform des Eigentumsrechts ohne Reform des Geldsystems. Erinnert sei an das Scheitern des Marxismus.
b) Gibt es Themen, die in der Lösung kaum behandelt bzw. stark vernachlässigt? Wenn ja, warum?
Es gibt viele Detailfragen zur konkreten Umsetzung der Reformen, zur technischen Ausgestaltung des neuen Geldsystems sowie zur Wirkung neuer Technologien, die hier verständlicherweise aus Platzgründen nicht behandelt wurden.
8. Transformation:
Gibt es konkrete Empfehlungen für die Implementierung oder weitere Forschung? Gibt es Schritte oder Maßnahmen, die ergriffen werden müssen, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten?
Es bedarf eines umfangreichen Think-Tanks, um alle Fragen zur Umsetzung des Reformpaketes zu diskutieren. Ein neues Kreditgesetz muss vorbereitet werden. Es müssen Pläne zur geordneten Abwicklung der Finanzmärkte entwickelt werden. Das Reduzieren von Eigentumsrechten auf Besitzrechte muss in der Übergangszeit durch ein spezielles Rentensystem sozial verträglich gestaltet werden.
Vor allem aber müssen Menschen in den neuen ökonomischen Denkmustern geschult werden. Es müssen Kampagnen zur Überwindung der Profitlogik und dem Glauben an die Notwendigkeit von Eigenkapital gestartet werden. Es muss eine Organisation aufgebaut werden, die bereit und in der Lage ist das Reformpaket konsequent umzusetzen.